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Ehrenvorsitzender WIlli Ott wird 80

„Wenn alles klappt“, sagt Willi Ott, „fahren wir dieses Jahr nach Freiburg.“ Er kommt unspektakulär daher, dieser Satz. Und doch steckt so viel mehr dahinter: Denn wenn Willi Ott dieses Jahr tatsächlich zum Landesturnfest nach Freiburg fährt, schließt sich ein Kreis: 60 Jahre ist es dann her, seit Ott sein erstes Turnfest besucht hat. 1954 war das. In Freiburg.

Seitdem hat er wenige dieser Veranstaltungen verpasst. Nur wer einmal dabei war, werde verstehen, warum: „Die Gemeinschaft ist einfach unbeschreiblich“, sagt Ott. Er liebe das. Damals, als 20- Jähriger, genauso wie heute mit 80. Denn so alt wird Willi Ott am heutigen 4. März – auch, wenn man es kaum glauben mag, wenn er vor einem sitzt. Nur die vielen Geschichten, die er zu erzählen hat, lassen das Alter deutlich werden. An Vitalität aber, an Feuer, das immer in ihm brannte, hat Ott nichts eingebüßt.

Zwar sind es heute andere Dinge, denen er sich voller Hingabe zuwendet. Die hübschen Holz-Vogelhäuschen etwa, von denen er mittlerweile schon fast 500 Stück gebaut hat. Oder die 1000 Eier für den Osterbrunnen, die er gleich zweimal lackiert hat. Mit viel Liebe zum Detail, mit Sorgfalt und vor allem mit Herzblut. Diese Eigenschaften sind typisch für Willi Ott. Etwas gestalten – das war für ihn keine Vision, sondern täglich Brot. Sein großes Steckenpferd: der Turnverein Königshofen. 42 Jahre stand er ihm als Vorsitzender vor, heute ist er Ehrenvorsitzender.

Doch schon als Kind ins Turnen gehen – das gab es zu Otts Zeiten nicht. „Wir haben in der Gasse gespielt“, erinnert sich das dritte von neun Kindern. Dann kam der Krieg. Mit dem Aufbau des zerstörten Königshofens wurde auch die Turnhalle wiederbelebt. Ab 1948 turnte Ott dort mit anderen Jugendlichen. „Es gab ein altes Reck, einen Barren, ein Seitpferd.“ Mit den Geräten von heute sei das nicht zu vergleichen. Die Faszination des Sports hat den Jubilar damals trotzdem erfasst – und nie wieder losgelassen.

Noch jetzt strahlt Ott, wenn er stolz von seiner Zeit als Fähnrich erzählt. Er schmunzelt, wenn er sich ans Deutsche Turnfest in Essen erinnert, als er – weil er eine seltene Blutgruppe hat – kurzfristig Blut spendete. Und er zuckt die Achseln, wenn man ihn fragt, ob das Amt des Vorsitzenden nicht eine große Bürde war.

Schließlich war Ott gerade mal 28 Jahre alt. Das alte Vorstandsduo – darunter sein Vater – war kurz hintereinander gestorben. Willi Ott übernahm ohne zu zögern. „Aber mit viel Unterstützung“, wie er heute sagt. Generell, findet er, sei eine gute Führung zwar wichtig. Ohne Helfer gehe aber nichts. Er guckt zu seiner Frau Inge, als er davon spricht. „Ach“, sagt sie. „Doch“, sagt Willi Ott, „ohne Rückendeckung vom Partner ist so ein Amt nicht möglich.“

Gemeinsam haben die beiden viele Zeltlager organisiert. Am Anfang, sagen sie, wurde noch über dem Feuer gekocht. Es sind lustige Geschichten, die Otts davon erzählen können. Und sie machen deutlich: Der Jubilar war jemand, dem die Jugend am Herzen lag. Der nicht nur warme Worte für sie hatte, sondern auch etwas für sie tat. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum die Mitgliederzahl während seiner Amtszeit stark anstieg.

Vielleicht liegt es aber auch daran, das Ott selbst Ideen hatte und auch die Vorschläge anderer umsetzte: Die Kegelbahn wurde gebaut, Kinderturnen vorangetrieben, mit dem Sportabzeichen begonnen, die TV-Halle in die Messe eingebunden. „Und Willi hat immer die Gemeinschaft gepflegt“, sagt seine Nachfolgerin Waltraud Grünewald. Sie weiß um seine Verdienste und freut sich, dass er sich heute noch einbringt. Und mindestens eines, sagt sie, könne Ott doppelt so gut wie sie: Singen.

Dass der Jubilar das auch im Turnverein vorangetrieben hat, liegt nahe. Schließlich ist er seit Jahren Mitglied des Kirchenchores. „Das macht einfach Freude“, sagt Ott. Auch in anderen Königshöfer Vereinen ist er heute noch aktiv – und er vertrat sie jahrelang gegenüber der Stadt. Die Aufgabe als Sprecher der örtlichen Vereine sei nicht immer leicht gewesen. Doch dass er sich dabei immer um Vermittlung bemüht hat, wird dem Königshöfer Urgestein wohl niemand absprechen. Für ihn ging es immer um Königshofen, das Vorankommen und die Weiterentwicklung seiner Stadt.

Otts Verdienste können Seiten füllen. Doch das wäre nichts wert, wenn mit ihm die Erfolgsgeschichte des Turnvereins zu Ende gegangen wäre. „Der Verein war mein Ein und Alles. Deshalb ist es toll, dass er so gut weiterläuft“, sagt er. Dafür sorgen als Trainer übrigens auch Otts Enkel. „Das freut mich riesig.“


Zahlen und Fakten zu Willi Ott


Willi Ott ist Gründungsmitglied des Heimat- und Kulturvereins und des Aktionsforums.

Seit Jahren singt er im Kirchenchor, ist Mitglied des Vereins Historisches und Kulturelles, des Vdk und des Nabu Deutschland.

Im TV Königshofen war er der Reihe nach – teilweise überschneidend – Fähnrich, Jugendturnwart, lizenzierter Übungsleiter, Gerätewart, Mitglied des Bauausschusses und Organisator der Jugend- Zeltlager.

Vom 15. Mai 1962 bis 23. April 2004 war er Vorsitzender, seitdem ist er Ehrenvorsitzender.

Für seine zahlreichen Blutspenden erhielt er zwei Mal die DRK-Blutspenden-ehrennadel in Gold mit goldenem Lorbeerkranz.

Neben der goldenen Ehrennadel (1979) und einer Urkunde für Besondere Verdienste (1987) des TVK erhielt Ott auch die Ehrennadel in Gold (1972) und den Ehrenbrief (1988) des Deutschen Turnerbunds, den Gau-Ehrenbrief (1982) und die Verdienstplakette (1987) des Main-Neckar-Turngaus und die Ehrenurkunde (1996) des Sportkreises Tauberbischofsheim. Von Lothar Späth durfte er 1982 die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg entgegennehmen.

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